
Nicht nur des Karnevals wegen lohnt sich im Februar eine Reise nach Venedig. Für FotografInnen wird wohl jeder Aufenthalt in der Lagunenestadt mit neuen Perspektiven, bisher nicht entdeckten Motiven verbunden sein und jedenfalls mit vollen Speicherkarten. Aber: Venedig präsentiert sich den Fotoenthusiasten auch als ‚città della fotografia’. Viele Kunstgalerien haben sehr gute fotografische Arbeiten in ihrem Angebot, selbst in Restaurants, Trattorien und Bars begegnet man sehr guten Bildern.
Venedigreisende treffen aber nicht nur auf bekannte Namen wie Werner BISCHOF (bis zum 25. Februar in der Casa de Tre Oci, Giudecca), sondern auch auf weniger bekannte, beispielsweise Gianni Berengo GARDIN und Sergio del PERO in der Galleria della Fondazione Wilmotte oder Mario Sillani DJERRAHIAN in der Ikona Venezia (bis 4. März): Er zeigt Fotografien zu Olivier Messiaens ‚Quartett für das Ende der Zeit’, vollendet 1941 im Kriegsgefangenenlager Stalag VII-A (Görlitz).
Ein Besuch des barocken Ca’ Pesaro ist aber nicht nur der Fotografien, sondern auch aller gezeigten Kunstwerke wegen empfehlenswert.
Im zweiten Stock wird die Sonnabend Collection präsentiert:
Ileana Sonnabend (1914-2007) war eine in Bulgarien geborene und in New York verstorbene Kunsthändlerin, die sich vor allem amerikanischer und europäischer Kunst der 1960er Jahre widmete. Sie sammelte und stellte auch FotografInnen jüngerer Zeit aus, wie z.B. Bernd und Hilla Becher, Elger Esser
und Candida Höfer.

Andy Warhol, „Ileana Sonnabend“, 1973
In dieser Sammlung werden auch KünstlerInnen gezeigt, die in ihren Arbeiten Fotografien verwenden bzw. FotokünstlerInnen sind, beispielsweise Andy Warhol (Nine Jackies, 1964) und Arbeiten von John Baldessari, William Wegman. Christian Boltanski u.v.a.

John Baldessaris, „The Story of One Who Set out to Study Fear“ (1982)
John Baldessari (*1931), Pionier der Konzeptkunst, befreite sich 1970 von den Konventionen der Malerei und verbrannte im Rahmen des „Cremation Project“ seine zwischen 1953 und 1966 enstandenen malerischen Werke. Von da an befasst er sich mit der Wechselbeziehung von Bildern und Sprache und versucht, die Fotografie über sie selbst hinaus zu entwickeln, beispielsweise indem er (vorgefundene) Bilder betextet, mehrere Sinnebenen erzeugt und so deren Aussage zerstört bzw. neu kombiniert.
William WEGMAN (*1943 ) war ursprünglich ebenfalls Maler und ist dafür bekannt, dass er Weimaraner Hunde als Models in surrealistischer Manier inszeniert, oftmals auch in Kostüme kleidet und fotografiert. Konsequenterweise nannte er seinen ersten Hund Man Ray. Nach dessen Tod 1982 folgte ihm 1986 ein neuer, Fay Ray genannt. Fay Ray ist der Name einer kanadischen Schauspielerin die durch Horrorfilme in den 1930er Jahren (King Kong und die weiße Frau) als „Schreikönigin“ bekannt wurde. Seit 1989 arbeitet Wegman auch mit dem Nachwuchs von Fay Ray.

William Wegman, „ Stormy Night“ (1972)
„62 Mitglieder des Micky Mouse Clubs von 1955“ (1972) von Christian Boltanski hängen neben Hiroshi Sugimotos „Castro“ (1999).
In Christian BOLTANSKIS (*1944) künstlerischen Arbeiten geht es immer wieder um Spurensicherung, um Erinnerungen, Tod und Zerbrechlichkeiten, sie sind geprägt durch die Erinnerung an die Shoah. 2011 war im Französischen Pavillon auf der Biennale Venedig die eindrucksvolle, auf vier Räume verteilte Großinstallation „Chance“ zu sehen*).
